Leider ist meine Zeit wegen meiner Weiterbildung und der Familie extrem begrenzt, aber ich kann es nicht ganz lassen. So bleibt der Sonntag Mittag, wenn mein Sohn schläft. Ich habe schon lange einen Graetz Komtess 611 Röhrenradio stehen, der von mir eigentlich nicht viel Beachtung bekommen hat. Das Gehäuse bzw. dessen Furnier aufgeschrumpelt und sonst macht er keinen sehr gepflegten Eindruck.
Nun wollte ich ihn mal verkaufen, aber die Resonanz war gleich null, da er auch nicht auf Funktion getestet war. Wenn ein Röhrenradio ungeprüft an die Steckdose genommen und eingeschaltet wird, kann im schlimmsten Fall der Ausgangsübertrager, Gleichrichter oder Trafo "abbrennen" und dann wirds eh heikel. Nun genau deswegen habe ich ihn dann wieder aus den Anzeigen genommen und wollte mal sehen, ob er noch geht und was geht.
Nach dem vorsichtigen Hochfahren am Trenntrafo mit Beobachtung der Gesamtstromaufnahme machte er erstmal nix. Ein Blick unter den Rock ergab schnell einige Teerbomben in der Endstufe, ebenso sah der Kathoden-Elko der EL41 und der Ratio-Elko in der Regelspannung nicht mehr sehr gut aus. Also erstmal hier die Problemkandidaten Koppelkondensator und die beiden Elkos getauscht. Eine erneute Prüfung per Brummprobe am TA ergab dann schon mal ein Lebenszeichen der Endstufe, welches sich bei Berührung des heissen Eingangs am TA durch lautes Brummen bemerkbar macht, das habt Ihr sicher schon mal gehört.
Im HF-Teil war aber immer noch tote Hose angesagt. Also erstmal die Röhren abgeklopft bzw. in der Fassung bewegt. Lautes Krachen gab mir zu verstehen, dass ich hier noch mit Kontaktproblemen zu rechnen habe. Eine erneute Brummprobe gab mir Geräusche bis zur ECH81 am Gitter. Also mal weiter an den Röhren gerüttelt. Der AM-Bereich ging dann auch wieder, FM war leider nicht zum Leben zu erwecken, also mal am Tuner geschaut.
Im FM-Tuner habe ich dann zuerst mal gemessen, ob die Heizung der ECC85 funktioniert, da ich bei der vorliegenden ECC85 keine Heizung leuchten gesehen habe. Spannung war da, jedoch optisch keine Heizung an, also erstmal Ersatz aus meinem Fundus geholt. Damit hab ich dann an der Anodenspannung gemessen, ein System bekam keine Anodenspannung. Ein Blick an den Anodenwiderstand verriet mir einen wohl durchgebrannten Trimmer aus Erfahrung, denn der Anodenwiderstand war übel abgeraucht. Ein Brücken des entsprechenden Trimmers brachte zwar keinen weiteren abgerauchten Trimmer, aber trotzdem wollte der Oszillator nicht schwingen. Auch ein Brücken der Trimmer mit festen Werten brachte keine Abhilfe. Nur durch Anschubsen des Oszillators mit dem Schraubenzieher schwingte er kurz, riss aber kurz danach wieder ab. Da die Tuner bzw. dessen HF recht heikel ist, lasse ich nun die Finger davon, denn mir ist eingefallen, dass ich noch einen Komtess 811 habe. Ein Blick in den Schaltplan offenbarte einen baugleichen Tuner. Es lag auf der Hand, den Tuner zu tauschen, das Gehäuse des 811 müsste gespachtelt werden, lohnt sich nicht wirklich.
Nach dem nicht wirklich komplizierten Tausch des Tuners spielt das Radio nun auch ebenfalls auf UKW sehr gut. Die Gesamtstromaufnahme von 181 mA bei 220V ist absolut im Soll. Jetzt werde ich noch Kleinigkeiten vornehmen, vielleicht noch weitere Papierwickelkondensatoren austauschen, damit der Komtess 611 wenigstens technisch wieder top spielt und dann wird er wohl nochmals als technisch gut und intakt in den Verkauf gehen.