Mir ist eine Mackie Universal Control aus den Kleinanzeigen zugelaufen. Da ich vorher im Netz schon mal ein bisschen gelesen hatte, dass die Dinger ziemlich häufig schon bei der Initialisierung rumzicken, ich das Teil aber persönlich noch nicht kannte, hab ich beim Verkäufer nur darauf geachtet, dass die durchgeht und sich die Fader tatsächlich bewegen und einerseits mit den Bewegungen auf dem Bildschirm korrespondieren als auch andererseits die Bewegungen im Mixerfenster entsprechende Bewegungen am Controller verursachen.
Zu Hause angekommen war der Blick dann genauer und ich sah mich in guter Gesellschaft mit etwa Hunderten von Anwendern, die ebenfalls offensichtlich sehr übliche Probleme im Netz beschrieben hatten. Es sah so aus:
Initialisierungsfehler, mal so, mal so. Von der zu erwartenden Wellenbewegung konnte keine Rede sein, selbst wenn zwischendurch mal kein Fader als "failed" beanstandet wurde.
Wer genau hinhört, kann auch hören, dass die Motoren extrem laut summen, so als ob sie noch weiter wollen, aber nicht können, selbst nachdem sie ihre Position angefahren haben.
Gut, also mal alle Fader ausbauen und penibel reinigen. Die Beschreibung spar ich mir hier, da es dafür schon genügend Anleitungen gibt.
Einige von meinen Exemplaren hatten aber tatsächlich fühlbare, schwergängige Stellen, über die das Motörchen verständlicherweise nicht hinweg kam.
Nach der Kur waren die aber dann auch weg. Danach sah es so aus:
Bisschen besser, sie laufen auch wesentlich leichtgängiger, aber das fiese Motorsummen war auch immer noch da.
Hier nochmal als Standbild, was mein bestes Ergebnis war:
Zwei bis vier der Fader haben ihren Nullpunkt leider bei -5, machmal einer weniger, manchmal einer mehr - und manchmal haben die auch gewechselt.
Zudem hatte ich das ebenfalls Problem, dass der Masterfader zuweilen unvermittelt ganz runter auf die minus unendlich-Position gefahren ist. Schiebt man ihn wieder hoch, dauert es ein paar Sekunden und er fährt wieder runter. Und es ist völlig egal, ob man ihn am Controller oder im Mixerfenster wieder hochschiebt, er fuhr immer wieder runter.
Natürlich hab ich dann nochmal die Suchmaschine bemüht, nur um rauszufinden, dass beide Probleme ziemlich beliebt sind. Die Threads in allen möglichen Foren sind voll davon, nur leider gibt's keine Lösungen, sondern nur Hunderte Beiträge von Leuten, die beitragen, dass sie dieselben Probleme hätten.
Die "Lösungsansätze" beschränken sich auf einen sinnvollen, nämlich bei Mackie neue Fader zu kaufen und einzubauen, aber ansonsten hauptsächlich auf Allgemeinplätze wie mehrmals ein- und ausschalten, Treiber/Firmware neu zu installieren, Rechte zu reparieren, die Staubschutzfolie auszubauen, damit die Fader weniger Widerstand haben bis hin zu offensichtlichem Schwachsinn wie Kontaktspray, um die Kontaktbahnen zu reinigen.
Die verwendeten Fader sind nur leider rein optisch und haben gar keine Kontaktbahnen...also wie immer im Internet, geballter Bullshit von Ahnungslosen, der einen genau null weiterbringt.
Die Logik sagt was anderes. Der Controller "will" funktionieren, tut er ja eigentlich auch, nur stimmt die Kalibrierung nicht.
Einen Servicemodus, mit dem man den Faderweg kalibrieren könnte, gibt's aber nicht, bzw nur bei den neuen MCU's und auch da nur bei denen mit Alps-Fadern. Es muss also auch ohne funktionieren.
Ich hab dann die Kiste nochmal aufgeschraubt, die Fader ausgebaut, das Ganze offen betrieben und dabei das Nächstnaheliegende gemacht, nämlich die Fader durchgetauscht, um zu sehen, ob und welche Fehler mitwandern.
Das Ergebnis war komplett unlogisch. Mal wanderten sie mit, mal nicht. Fader, die an einer Position gingen, gingen an einer anderen nicht und umgekehrt - aber genausogut blieben sie zuweilen hier wie dort auf -5 stehen.
Damit war klar, dass ich mir den schon in Erwägung gezogenen Kauf von neuen Fadern für Stück angeblich €70,- ziemlich sicher sparen kann.
Warum also kalibriert sich das Ding mal und mal nicht ? Und warum summen die Motoren ?
Kurz bevor ich die Möhre aus dem Fenster werfen wollte, fiel mein Blick denn auf die Elkos vor den Anschlüssen und aus reinem Interesse hab ich mal draufgeschaut, was denn das für welche sind.
100µF/10V, von...NRR.
Moment...NRR ???
Da klingelte mir was. Die Dinger kenn ich schon. Genau, das ist eine dieser chinesische Billigschrottfirmen, deren Bauteile supergern in den Schaltnetzteilen von Flachglotzen sitzen, um genau zwei Wochen länger als die Garantiezeit zu überleben und dann zu sterben.
Gut, denk ich, das wär ja noch 'ne Möglichkeit. Also mal einen auslöten...
Ergebnis: Leaky.
Das Ding ist komplett tot:
So ungefähr hat (leider heutzutage
) ein frischer Elko auszusehen:
Nächsten ausgelötet, Wert und ESR exorbitant zu hoch:
Damit war die Sache klar. Am Ende waren es 6 Elkos, die "Leaky" daherkamen und drei mit zu hohem Wert, nämlich 205, 224 und sogar 352µF. Kurz: Es waren einfach alle Neune im Eimer.
Gestorben sind sie nicht nur, weil sie generell scheiße sind, sondern auch, weil sie mit 10V für die 9V-Betriebsspannung viel zu niedrig ausgelegt sind, um Spannungsspitzen noch überleben zu können. Beide "Techniken" kommen auch in den erwähnten Flachglotzen-Netzteilen zur Anwendung, damit man immer schön ein neues Gerät kauft.
Nun stecken also 9 neue Caps da drin, allerdings auch gleich 35V-Typen:
Und so sieht das Ganze jetzt aus:
Die Geschwindigkeit ist deutlich erhöht, das Summen komplett weg, jegliches Stottern ebenfalls und das Masterfader-Problem ist bisher auch nicht wieder aufgetreten.
Ich bin zufrieden.