Da gibt es mehrere Varianten, insofern ja und ja.
1. Die beiden hier gezeigten Maschinen tasten den Tachopuls einer Umlenkrolle ab und richten sich danach.
Das funktioniert also im Prinzip genauso wie ein Zählwerk, nur genauer, weil an den Umlenkrollen, im Gegensatz zur Wickeldorn/Gummibandlösung eines Cassettendecks durch den direkten Bandkontakt kein Schlupf auftritt. Daher ist und bleibt es auch nach vielen Spulvorgängen mindestens sekundengenau.
2. Bei Verkopplung mehrerer Maschinen und Verwendung eines dann externen Locators wird zusätzlich ein Timecode auf einer Bandspur hinzugezogen, der die absolute Bandposition markiert, wodurch die Maschinen phasenstarr synchronisiert werden können. SMPTE Timecode hat eine ziemlich hohe Auflösung, je nach verwendeter Norm zwischen 24 und bis zu 30 Frames pro Sekunde und 80 Subframes pro Frame.
Nur beim Spulen wird sich hier auf die Tachoimpulse verlassen und dann nachkorrigiert, sobald das Band wieder am Kopf anliegt und der TC gelesen werden kann. Zur Synchronisation erfolgt dann eine Capstan-Motorsteuerung seitens des sog. Synchronizers, um die Maschinen übereinander zu zwingen (Master - Slave-Konfiguration). Der Master kann so übrigens nicht nur eine Audio- oder Videomaschine sein, sondern ebensogut eine digitale Workstation wie Pro Tools oder Logic oder ein Mischcomputer. Zusätzlich steuert der Synchronizer ebenfalls Punch-in oder -out-Positionen für automatisierte Aufnahme und Spuranwahl.
Hier eine Fostex E-16 16-Spur Halbzoll mit 4050 Autolocator:
Tascam hat das mit ihren 8-Spur-Modellen 488 und 688 sogar bei Cassettendecks hinbekommen...wobei das 688 das zusätzlich auch hinbekommt, einem MIDI-Timecode aus dem Rechner zu folgen, weil MIDI-to SMPTE-Synchronizer, Autolocator und Capstansteuerung direkt eingebaut sind. Absolute Wahnsinnstechnik, der Locator tastet beide Wickelmotoren ab, berechnet aus den Differenzen die absoluten Positionen - und ist genau genug, um musikalisch taktgenau Punch-in/-out Punkte automatisch anzufahren. Wie auch immer die das hinbekommen haben...jedenfalls ist das absolut einzigartig.
Diese beiden Maschinen könnte ich somit hier phasenstarr synchron laufen lassen. Sie würden sich dann wie eine Maschine mit 22 Spuren verhalten (16 plus 8 minus je eine TC-Spur) - und in allen Funktionen gemeinsam vom 4050 Autolocator fernbedienen.
Leider braucht das heute kein Mensch mehr, denn mit der DAW kann ich 1000 Spuren gleichzeitig laufen lassen...und zu Video verkoppeln...
Vollkommen obsolete Technik, wenn auch faszinierend, wenn man bedenkt, dass man es mit Mechanik zu tun hat.
3. Nakamichi hat zumindest beim RAMM des 1000ZXL tatsächlich "Subcode"-IDs per Infraschall in das Audiosignal moduliert, um Startpunkte zu markieren bzw. sogar zu numerieren, ähnlich wie es später bei DAT und Videorecordern Standard wurde.
Das RAMM der 670/680 hingegen hat "ganz normal" nur Leerstellen zwischen Songs gesucht und gezählt.
Bei den 700ZXL/ZXE und CR-7 weiß ich's nicht aus'm Kopp.
4. Ich glaube, Luxman hat mal eine magnetische (oder optische ?) Abtastung entwickelt, da werden, soweit ich mich erinnere, die Umlenkrollen der dafür nötigen Spezialcassetten abgetastet.
Ob das aber signifikant genauer arbeitet, weiß ich leider nicht, hab ich nie gesehen, so ein Teil. Und man brauchte zwingend die passenden Cassetten, was natürlich irgendwie bescheuert ist. Das war also eher nur proof-of-concept, aber nicht wirklich alltagstauglich nutzbar. Vermutlich lag beim Kauf ein Band dabei, aber ansonsten hab zumindest ich die Dinger never ever in freier Wildbahn erhältlich gesehen.
Oder war Luxman das mit den Azimuteinstellungen im Cassettenbandlauf und das mit der Abtastung war ne andere Firma ? Ich bin nicht ganz sicher...