War er vielleicht zu lang ?
Ok, mal kurz die Timemachine bemüht:
Wie wir alle wissen, ist das, was den Klang mehr beeinflußt als alles andere, die Raumakustik.
Um ihr zu entgehen, sind im Studio natürlich angemessene Maßnahmen getroffen, um alles, soweit es geht, in den Griff zu bekommen.
Man kann der Geschichte in so einer kontrollierten Akustik (und auch in jeder weniger kontrollierten) allerdings noch entgehen, indem man sich im sog. Nahfeld aufhält.
Das bedeutet, daß die Speaker näher an einem dran sind als die Flächen der ersten Reflektionen. Damit erreicht man am Hörplatz eine ähnliche Wirkung wie eine Studioakustik, die alles Unerwünschte schluckt und einem den reinen Lautsprecherklang, ohne jegliche Überlagerung durch Raumresonanzen, stehende Wellen oder unkontrollierte Reflektionen darbietet.
Im Nahfeld erreicht man das dadurch, daß der Direktschall gegenüber dem reflektierten energetisch überwiegt.
Soviel zum Grund, überhaupt Nahfeldmonitore zu benutzen.
Die NS-10 ist einerseits Referenz geworden, weil wir sie so gut kennen: Es ist relativ egal, wie der Raum beschaffen ist, wenn er nur akustisch einigermaßen anständig designed ist. Für Leute wie mich, die ständig in anderen Studios arbeiten, bedeutet das eine extrem wichtige Konstante. Ungefähr so wichtig wie die Tatsache, daß es gut ist, zu wissen, daß in allen Autos wenigstens die Anordnung von Kupplung, Bremse und Gas gleich ist, so verschieden sie auch sein mögen.
Und andererseits ist es ein nicht zu diskutierender Fakt, daß die NS-10 eine einmalige Goldkonstruktion von Lautsprecher ist - für seinen Anwendungszweck ! Will heißen: Das merkt man leider nicht, wenn man sie ins Wohnzimmer stellt, denn dafür ist sie ungefähr so gut geeignet wie ein Ferrari zur Kartoffelernte.
In Studioumgebung jedoch ist sie dem Toningenieur so etwas wie eine
Tonlupe für den Bereich in dem das Allerwichtigste passiert: Die Stimme. Darum dreht sich alles. Wenn man das verkackt, ist die Produktion verloren. Kein Lautsprecher auf der Welt schafft es, diesen Bereich insgesamt so "richtig" wiederzugeben wie die kleinen Yamahas.
Außerdem: Extrem verfärbungsfreie, präzise Wiedergabe mit sehr guter Serienkonstanz, die sehr langes ermüdungsfreies konzentriertes Hören ermöglicht. Davon gibt es tatsächlich nur eine Handvoll Lautsprecher überhaupt, die dieses Kriterium erfüllen. Ich sitz da ja nicht zum Spaß und kann gehen, wenn's mir reicht. Aus demselben Grund sind in einem Rallyefahrzeug, in dem gearbeitet wird, keine bequemen Mercedes-S-Klasse-Sitze, sondern welche, die funktionieren.
Und tatsächlich ist die fette Class-A Forté keinesfalls überdimensioniert.
Das Problem in vielen Schrauberbuden ist zum Beispiel, daß sie zwar NS-10 haben, aber der Meinung sind, daß die ja eh scheiße sind und der olle Vollverstärker aus dem Keller oder ne billige Thomann-Endstufe an Klingeldraht deswegen ja reichen würde. Dementsprechend klingt's dann auch tatsächlich so beschissen wie erwartet.
Weit gefehlt. Wenn man die Dinger richtig ansteuert, mit ner Glockenklang Bugatti, einer Crown K2, Bryston 3B/4B oder eben der Forté, und mal aufdreht, guckt im Studio jeder zur Wand, weil er denkt, daß gerade die großen 4x15er Hauptmonitore laufen.
Nicht weil die plötzlich so fett wären, sondern weil alles so
echt klingt. Das ist eben das, was bei HiFi-Boxen NIE passiert, egal wie groß da Infinity oder Wilson draufsteht. Das bleibt in jeder Sekunde Konserve.
Es gibt nur ganz wenige Nearfields, die derart schnell und sauber aufspielen wie eine NS-10. Nicht ohne Grund ist davon kein einziger aktiv - das, was in diesen Kisten an sogenannten Endstufen drinsteckt, würde gerade mal meine Ansprüche an ein besseres Kofferradio erfüllen. Und genauso klingen sie ja auch: KRK, ADAM, Alesis und wie sie alle heißen.
(09.03.2011, 22:43)andisharp schrieb: [ -> ]Was auf ner NS-10 klingt, klingt überall gut.
Also: Der Grund, warum ein Mix, der auf ner NS-10 funktioniert, auch überall sonst funktioniert, ist der, daß der Mix dann einfach gut
ist.
Weil eine NS-10 einer der ganz wenigen je gebauten Lautsprecher ist, die einen nicht anlügen. Man hört einfach genau, was man tut. Ist irgendwas zuviel, fällt es sofort auf, ist irgendwas zuwenig, fehlt es sofort.
Trotzdem muß man natürlich immer noch erstmal wissen, wie man einen guten Mix überhaupt macht. Ein guter Speaker allein reicht ja nicht.
Und bevor jemand sagt, man könne sich doch auch an jeden anderen Speaker gewöhnen:
1. Nein, anscheinend nicht. Nicht an jeden. Wie gesagt, es gibt nur eine Handvoll, die allgemein anerkannt sind. Und nur alle 10 Jahre kommt mal einer dazu. Andere Beispiele sind: Auratone Super Sound Cube, JBL 4310/11/12, ProAc Tablette, Meyer HD1, Westlake BBSM-4.
Bei Farfields für Wandeinbau sieht die Sache anders aus. Da darüber nicht "gearbeitet" wird, sondern die eher für Präsentationen (wenn die Plattenfirma zum Abhören kommt "Gib mal Gas, ey !"), zum Wohlfühlen beim Einspielen und zur Tiefbasskontrolle gedacht sind, kommen da auch geschmackliche Vorlieben zum Tragen. Weswegen man da auch in jedem Studio andere findet, während zum Arbeiten eben immer NS-10 auf dem Pult stehen.
2. Warum auch ? Wir können schon drei Kreuze machen, daß es nur einen einzigen gibt. Wo sonst gibt es das schon, daß sich alle einig sind und die Ergebnisse es auch noch weltweit seit 20 Jahren bestätigen ?
Ich danke für eure Aufmerksamkeit und hoffe, ihr konntet bis hierher durchhalten !