Der Unterschied zwischen "hören über Lautsprecher" und über Kopfhörern sind fehlende Informationen des jeweiligen anderen Kanals.
Über Lautsprecher höre ich mit beiden Ohren beide Kanäle. Primär den, der dem Ohr am nächsten ist, aber leicht zeitversetzt und leiser auch den jeweils anderen Kanal. Daraus "errechnen" wir Rauminformationen.
Bei Kopfhörern hören wir strickt immer nur einen Kanal. Dadurch entsteht die "im Kopf-Lokalisation". Ich halte Kopfhörer dennoch für die einfachste Art und Weise hochwertig Musik zu hören. Es fehlen ja auch sämtliche Raum-Einflüsse, die das Ergebnis verfälschen können.
Es gibt jetzt Simulationen, die bei Kopfhörern genau das versuchen, was bei Lautsprechern passiert: Sie leiten auf den jeweils anderem Kanal zeitversetzt und leiser ein Signal des gegenüberliegenden Kanals.
Diese Erkenntnis gibt es schon sehr lange. Vielleicht könnt' Ihr Euch noch an die Kunstkopf-Aufnahmen in den 70ern erinnern, wo die Mikrofone in den "Ohren" eines künstlichen Kopfes installiert waren. Da ging es um nichts anderes.
Im Profi-Bereich kennt man schon sehr lange Schaltungen, die das simulieren. Die Firma SPL (als Beispiel) bietet das in seinen KHV an:
SPL Phonitor x
Man kann das auch über das Musik-Signal selbst regeln (siehe Kunstkopf). Heute kennt man binaurale Aufnahmen.
Hör Dir mal
über Kopfhörer (!) an. Ich fand es erstaunlich, was da an Effekten und räumlichen Eindrücken möglich ist!
Und dann gibt es noch den Ansatz, Mehrkanal-Infomationen auf den Kopfhörer zu bringen und so Räumlichkeit zu erzeugen.
Als Beispiel:
JVC Exofield
Dieser kann von 5.1 bis Dolby Atmos alles verarbeiten und bringt das meines Erachtens sehr sauber rüber. Bisschen fummelig in der Einstellung, aber wenn man es einmal richtig hinbekommt, hat man das "kleinste mögliche Heimkino".
Apple geht einen ganz ähnlichen Weg. Da werden aus einem Dolby Atmos Signal 2-Kanal-Signale umgerechnet. Dort nennt man es 3-D-Spatial. Hat halt den Vorteil, dass man keinen Decoder braucht und sein Kopfhörer wie gewohnt anschließt. Über die Umsetzung von Apple und das Ergebnis lässt sich trefflich streiten...
Ich finde den Ansatz, den z.B. SPL wählt spannend, weil das unabhängig vom Musik-Signal immer angewendet werden kann. Für alles andere braucht man "speziell" aufbereitete Signale.
Trotzdem spannend, was da alles so geht...